Tiberiusbrücke in Rimini aus: www.cim.mcgill.ca







1226 - Goldbulle von Rimini


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil II

Über 200 Jahre wurde bereits um das heidnische Pruzzenland gekämpft. Deutsche und Polen versuchten sich in missionarischer Tätigkeit, aber ohne wesentlichen Erfolg. Noch im Jahre 1217 rief der preußische Bischof zu einem Kreuzzug auf, der 1221 stattfand und an dem neben Polen auch etwa 500 deutsche Kreuzfahrer teilnahmen, darunter der Probst des Klosters Neuwerk und wohl auch Ordensritter der Kommende Halle. Das einzige Ergebnis war, dass nach zwei Jahren die Pruzzen zum Gegenangriff übergingen und "unsägliches Leid" über das nördliche Polen brachten. Das war der Grund, weshalb der Herzog von Masowien, dessen Gebiet besonders betroffen war, sich in seiner Not an den Deutschen Orden wandte. Zur Jahreswende 1225/1226 mehrten sich die Hinweise, dass Herzog Konrad von Masowien und Kujavien den Deutschen Orden um Unterstützung gegen die "heidnischen Preußen" angesprochen hatte. Möglicherweise nutzten Gesandte des Herzogs die Gelegenheit bei der Hochzeit des Kaisers, im November 1225, mit Hermann von Salza dieses Problem anzusprechen. Er kannte die Situation der Ostseeländer aus seinen Verhandlungen in Nordhausen und Dannenberg 1223 und 1224 und er kannte auch die Situation im nördlichen Polen. Aber er hatte auch das Problem Burzenland zu lösen und stand auch im Heiligen Land mit seinem Orden vor einer schwierigen Zukunft. Letzteres Problem versuchte er zu allererst zu packen. Im Januar 1226 wurden in S. Quirico in der Capitanata dem Deutschen Orden von Kaiser und Kaiserin in zwei Urkunden die Besitzungen in Palästina bestätigt. Im Februar versuchte Hermann durch die verstärkte Vermittlung des Papstes das Burzenland-Dilemma zu lösen. Trotz vieler Protestbriefe Honorius III. wurde der Orden von König Andreas II. mit militärischer Gewalt aus dem Burzenland vertrieben. Damit endete eines der schmerzlichsten Kapitel der frühen Ordensgeschichte. Hermann hatte sich zu diesem Zeitpunkt aber bereits mit dem Hilfeersuchen des Herzogs von Masowien an den Orden befasst. Er befand sich ja immer noch in der Umgebung des Kaisers. Dieser konnte seinen geplanten Reichstag nicht abhalten und zog nach Rimini weiter. Friedrich II. fand dort Zeit, mit Hermann von Salza über das Angebot des polnischen Herzogs Konrad zu beraten. Das Ergebnis war die Goldbulle von Rimini vom März 1226, die dem Deutschen Orden die kaiserliche Unterstützung bei der Missionierung des europäischen Nordens sicherte. Erich Caspar hat es in seinem Buch "Hermann von Salza und die Gründung des Deutschordensstaats in Preussen" so formuliert: "Hermann von Salza hat sich die Erfahrungen im Burzenlande zur Lehre dienen lassen: diese Vorgeschichte ist wesentlich zum Verständnis der Kaiserurkunde vom März 1226 über Preußen. Diesmal war die höchste weltliche Autorität, das Kaisertum, bei der Hermann zunächst und vor allem Sicherheit für das neue Ordensunternehmen suchte, und diesmal war er eifrig darauf bedacht, von vornherein volle Klarheit über die rechtliche Natur der durch Privilegien zu begründenden Stellung des Ordens in dem neuen Wirkungskreis zu schaffen. ... Das kaiserliche Privileg von 1226 ist nicht die Gründungsurkunde des Ordensstaats. Eher ist es als das Aktionsprogramm seines Schöpfers zu bezeichnen, das sich in die Worte : Schaffung eines autonomen Staatswesen, fassen läßt. Damit wird die Urkunde von der größten Wichtigkeit für die historische Beurteilung der Politik Hermanns und seines Ordens in Preußen". Die Goldbulle von Rimini hat in der Beurteilung durch die Historiker manche überspitzte Auslegung erhalten. So ist die Darstellung: Hermann von Salza wurde 1226 mit dem Ordensland belehnt und Reichsfürst, sicher unrichtig. Man sollte besser von einer reichsfürstlichen Privilegierung sprechen. Für Thüringen ist dabei noch interessant, dass die beiden Ordensbrüder, die Hermann zum Herzog Konrad nach Masowien entsandte, aus Thüringer Kommenden stammten. Konrad von Landsberg und Otto von Saleiden haben nach der Chronik von C. F. Göschel das dem Orden übertragene Land Kulm in Augenschein genommen. Dass Hermann von Salza sich nicht ohne Bedenken in das Preußenabenteuer gestürzt hat, zeigen einige wichtige Sätze aus der Bulle: "... Gott hat unser Reich dazu über die Könige des Erdkreises erhoben ...und auf verschiedenen Teile der Erde ausgedehnt, daß sich unsere Sorge auf die Erhöhung seines Namens und die Ausbreitung des Glaubens unter den Heiden richte. ... Daher wollen Wir allen Gegenwärtigen und Zukünftigen durch diesen Brief bekannt machen, wie unser Getreuer, Br Hermann, der ehrwürdige Meister des Hauses und Hospitals der Deutschen zu Jerusalem, uns eröffnet und vorgebracht hat, daß unser Getreuer, Herzog Konrad von Masowien und Kujavien, versprochen und angeboten habe, ihn und sein Haus mit einem Culmen genannten Lande und einem andern Lande zwischen seinem Gebiet und dem Lande der Preußen auszustatten. ... Er hat aber dieses Angebot anzunehmen gezögert und hat unsere Hoheit inständig gebeten, seinem Wunsche zu willfahren, daß er nämlich das große Werk, gestützt auf unsere Autorität, beginnen und fortsetzen könne und daß unsere Hoheit ihn und seinem Hause nicht bloß das vom genannten Herzoge zu schenkende Land, sondern auch das ganze Preußenland, soweit es durch ihre Bemühung erobert würde, schenke und bestätige endlich, daß wir mit unserem Privileg durch Freiheiten und andere Verleihungen bestätigen, was er bezüglich der Schenkung des genannten Herzogs und der Eroberung Preußens erbeten hatte. Wir aber, des eifrigen und umsichtigen Verlangens gedenkend, mit dem der so oft genannte Meister das erwähnte Land für sich und sein Haus zu erwerben verlangte, ferner, daß es im Kaiserreich enthalten sei, geben vertrauend auf die Weisheit des Meisters ihm die Vollmacht, das Land Preußen mit allen Kräften seines Hauses und mit allen Mitteln anzugreifen. ..." Die Übersetzung der Goldbulle ist aus M. Tumler "Der Deutsche Orden ..."

Dieter Deubner Bad Langensalza 1.April 2006

~ vorheriger ~
~ zum Seitenanfang ~
~ nächster ~